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Weißdorn (Crataegus monogyna Jacq., Crataegus laeviagata Poir.)

Synonyme:

Hagedorn, Heckendorn, Mehlbeere, Zaundorn

Wissenschaftlicher Name:

Crataegus monogyna Jacq., Crataegus laeviagata Poir.

Familie:

Rosaceae (Rosengewächse)

Heimat:

Europa

Inhaltsstoffe:

Flavonoide, oligomere Procyanidine, biogene Amine. Die Inhaltsstoffe wirken synergistisch. Die Wirkung der Summe aller Komponenten ist also höher als die der Einzelsubstanzen.

Beschreibung

Weiß im Frühjahr, rot im Herbst: So erfreut uns der Weißdorn im Jahreslauf. Die mittelgroßen Sträucher bis kleinen Bäume sind von Mai bis Juni überschäumend mit weißen, zu kleinen Verbünden, den Doldenrispen, zusammengefassten Blüten überhäuft. Zwischen ihnen sind die spitzen Dornen und kleinen drei- bis fünflappigen, fast rautenförmigen Blätter kaum mehr sichtbar. Im Herbst ab September zieren die roten, innen gelben, mehligen Früchte den Baum, der in lichten Gebüschen, Hecken, sonnigen Hängen, Laub- und Föhrenwäldern zu finden ist.

Eine kleine, kaum wahrnehmbare Differenz des Blütenaufbaus kennzeichnet zwei voneinander unterscheidbare Formen des Weißdorns: den eingriffeligen (Crataegus monogyna) sowie zweigriffeligen (Crataegus laeviagata). Beide Arten kommen nebeneinander vor und vermischen sich.

Verwendung

Der Weißdorn ist ein wichtiges Herzmittel, das wegen seiner durchblutungsfördernden Wirkung auf die Herzkranzgefäße bei verschiedensten Herz-Kreislauf-Beschwerden und Altersherzbeschwerden eingesetzt wird. Das alte, müde Herz wird belebt, gestützt und gepflegt, Degenerationserscheinungen am Herzmuskel und sklerotische Veränderungen der Herzkranzgefäße werden erheblich gebessert. Auch dem jungen Herz, das ständig überfordert wird, hilft der Weißdorn durch seine stärkende und das nervöse Herz beruhigende Kraft - sogar vorbeugend. Weitere Einsatzgebiete des Weißdorns sind: Herzmuskelschwäche, Rhythmusstörungen und Nachbehandlung des Herzinfarktes. Er gleicht dabei oftmals aus, hilft zum Beispiel sowohl bei Bluthochdruck als auch niedrigem Blutdruck stabilisierend.

Wissenswertes

Der wissenschaftliche Name Crataegus leitet sich wahrscheinlich vom griechischen krataiós = fest, stark ab und spielt auf eben jene Eigenschaften des Weißdornholzes an. Die deutsche Bezeichnung Weißdorn ist für jeden verständlich, der diesen Baum im Frühjahr erlebt hat, wenn weiße Blütenpracht die bedornten Äste überschäumend ziert.

Erst ab dem 14. Jahrhundert begann man, die Heilkraft des Weißdorns zu nutzen, wobei er gegen Gicht und Blasensteine eingesetzt wurde. In der Volksmedizin verwendete man des Weißdorns Kraft bei der Behandlung von Zähnen und Warzen. Es dauerte noch bis zum 19. Jahrhundert, bis man die herzstärkende Wirkung des Weißdorns entdeckte. Auf diese kam man übrigens nur durch Zufall: Die schwächlich gewordene Schmetterlingszucht eines Zoologen kam erst wieder zu Kräften, als er sie mit Weißdornblättern fütterte.

Schon sehr viel länger spinnen sich so manche Sagen und Legenden um diesen in eigenwilligen Formen ausladend wachsenden Baum. Vielerorts sagte man ihm schützende und Unheil abwehrende Kräfte zu. So wurden Weißdornäste hinter den Herd oder an Küchenbalken gesteckt, um das Haus vor Blitzschlag zu schützen. Hexen vermeinte man dadurch zu vertreiben, dass so viele Weißdornzweige zur Fastnachtszeit und am 1. Mai an die Stallfenster genagelt wurden, wie Kühe im Stall standen. Hexen, die, in der Milch sitzend, dafür verantwortlich gemacht wurden, dass sich aus der Milch keine Butter schlagen ließ, peitschte man mit Weißdornreisern davon.

In so manchen Geschichten dient der Weißdorn als Fingerzeig Gottes. So der zur Winterszeit blühende Weißdornbusch, mit dem Gott heilige Orte anzeigte. In vielen gotischen Bauwerken ist der Weißdorn in Darstellungen zu finden - ein Zeichen für seine damalige Bedeutung im Glauben.

Um wohl einen der ältesten Weißdornbäume, den im Jahre 1823 der Blitzschlag auslöschte, rankt sich eine Legende, deren Ursprung im Jahre 630 zu finden ist. Diesen Baum, der bei Klingenmünster in der Rheinpfalz stand, wiesen Bauern der Umgebung dem sagenumwobenen König Dagobert I. aus dem Geschlecht der Merowinger als Versteck an, als er vor Aufständigen fliehen musste. Der gerettete König vermachte den Bauern aus Dankbarkeit ein riesiges Stück Wald. Seither galt der Weißdorn als Symbol der Unteilbarkeit und Einheit dieses Stückes Land und wurde vor jeglicher Verletzung unter Androhung von Strafe beschützt. Allein seiner Gegenwart wurden heilende Wirkungen zugesagt, er war Versammlungsort, unter ihm wurde 1525 der Bundschuh beschworen und damit der Bauernkrieg begonnen. Mit dem Tod des Baumes zerstritt sich die Gemeinschaft, die sich um ihn gebildet hatte, und zerfiel - so wie es lange vorher prophezeit wurde.

Aus dem harten Weißdornholz werden Stiele für Werkzeuge sowie Spazierstöcke gefertigt. Die Früchte sind eine Delikatesse für Vögel und werden auch zur Schweinemast verwendet. Geröstete Weißdornkerne wurden früher als Kaffeeersatz verwendet, das getrocknete Fruchtfleisch als Mehlzusatz.

Die Pflanze anders betrachtet

Die ausgleichende Kraft des Weißdorns wird in seiner Gestalt offensichtlich. Er steht zwischen Strauch und Baum, zwischen Kern- und Steinobst, zügelt mit fortschreitendem Alter seine scheinbar unbändige Wuchseskraft der Jugend. In diesem Ausgleich schaffendem Wesen ist er ganz Rosengewächs.