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Sauerklee (Oxalis acetosella L.)

Synonyme:

Buchampfer, Buchklee, Chäs und Brot, Hasenbrod, Hasenklee, Hasenmoos, Holzklee, Kuckucksbrot, Kuckuckssalat, Süppli, Waldsauerklee

Wissenschaftlicher Name:

Oxalis acetosella L.

Familie:

Oxalidaceae (Sauerkleegewächse)

Heimat:

Europa, Nordamerika.

Inhaltsstoffe:

Oxalsäure und ihre Kaliumsalze.

Beschreibung

Bei Waldspaziergängen erfreut einen besonders im Frühjahr in schattigen Lagen ein intensiv leuchtendes frisches Grün: der bis zu 15 Zentimeter hoch wachsende Sauerklee. Trotz seiner Zartheit hat er eine große Strahlkraft, die seine weißen, rot geäderten fünfblättrigen Blüten von April bis Juni unterstreichen. Die herzförmigen, zu dritt angeordneten Blätter klappen sich durch einen Zelldruckmechanismus in verschiedenen Situationen zusammen. Sei es durch Erschütterung, zu viel Wärme oder Licht oder im Laufe des Tagesrhythmus. Erstaunlich ist, wie der Sauerklee in den Morgenstunden die Blätter pendelartig schwingen lässt, als wollte er den neuen Tag begrüßen. Zur Nacht hingegen klappt er die Blätter ein. Und auch die Blüten schließen sich in der Abenddämmerung und nicken ihre Köpfchen hinab, ganz so, als lege sich die Pflanze schlafen.

Nur im feuchten Halbschatten fühlt sich der Sauerklee wohl. Keine heimische Blütenpflanze gedeiht bei so wenig Licht wie er. Bereits bei zehn Prozent des Tageslichtes hat er seine volle Photosyntheseleistung erreicht. Selbst bei nur einem Prozent Tageslicht kann er überleben. In diesen schattigen Gründen bildet er große Teppiche, indem er seine Stängel unterirdisch, horizontal sich verzweigend weiterwachsen lässt. Aus so genannten Laubblattblasen, die sich an diesen Stängeln bilden, entstehen neue Blattbüschel und Seitensprosse. Quasi ein Schneeballsystem.

Wenn seine Samen reifen, schießt der Sauerklee um sich. In den Samenkapseln baut sich ein Druck bis zu 17 bar auf, der die ausgereiften Samen an die 2,5 Meter weit von der Mutterpflanze wegschleudert. Dabei landet schon mal ein Samenkorn auf einem Baum, wo der Sauerklee ebenfalls gedeiht. Auf feuchtem Boden gelandet, dehnt sich ein Schwellgewebe im Samen aus, das diesen aufplatzen und nochmals bis zu einem Meter weit springen lässt.

Übrigens entwickelt der Sauerklee nicht nur die leuchtenden weißen Blüten, die sich der Bestäubung durch Bienen und Hummeln öffnen. Im Sommer und Herbst entstehen stecknadelkopfgroße Blüten, die geschlossen bleiben und sich selbst bestäuben. Warum diese in der Fachsprache als kleistogam bezeichneten Blüten entstehen, ist nicht geklärt.

Verwendung

Die Anthroposophische Medizin verwendet den Sauerklee zur Harmonisierung des Stoffwechsels, bei Gallenkoliken, Magen-Darm-Krämpfen, zur Anregung der Lebertätigkeit und bei Neigung zur Steinbildung sowie zur Schockbehandlung. Volksheilkundlich wurde der Sauerklee als Ätzmittel, bei Hauterkrankungen, als Brechmittel und als Gegenmittel bei Arsen- und Quecksilbervergiftungen eingesetzt. Da er einen gewissen Gehalt an Vitamin C besitzt, wurde er zudem gegen Skorbut (Vitamin-C-Mangel) gegeben. Allerdings verträgt der menschliche Magen nur wenige frische Blätter. In größeren Mengen gegessen, verursacht der Sauerklee Reizungen im Magen-Darm- oder Nierenbereich.

Wissenswertes

Der wissenschaftliche Artname Oxalis leitet sich von griechisch oxýs = sauer und hális = Salz ab. Acetosella, vom lateinischen acetum = Essig, saurer Wein, benennt ebenso den sauren Charakter der Pflanze.

Erste schriftliche Nachweise des Sauerklees als Heilpflanze finden sich in den Aufzeichnungen des griechischen Arztes und Dichters Nikandros von Colophon (um 150 v. Chr.). Im Mittelalter war die zarte Pflanze im Frühjahr als Zutat zu Suppen, Salaten und Spinat so beliebt, dass sie in England im 15. Jahrhundert sogar in Kultur genommen wurde. Erst der von den Franzosen kommende Sauerampfer ließ diese Sitte in Vergessenheit geraten.

Aus Sauerklee wurde lange Zeit das Salz der Oxalsäure gewonnen, das in der Textilfärberei zur Beseitigung von Tinten- und Rostflecken, zum Bleichen von Stroh, Stearin und zum Putzen von Kupfer und Messing eingesetzt wurde. Seit sich dieses Salz synthetisch herstellen lässt, hat Sauerklee seine Bedeutung in dieser Hinsicht verloren. Die Gewinnung war zudem recht aufwändig. Hauptsächlich im Schwarzwald hatte sich eine Industrie zur Sauerklee-Verarbeitung angesiedelt. Für 500 Gramm Säure musste man etwa 75 Kilogramm Sauerkleeblätter sammeln.

Die Kelten assoziierten den vielseitig bewegten Sauerklee mit den Heinzelmännchen. In Irland gibt es noch heute Darstellungen von so genannten Leprechauns immer zusammen mit einem Sauerkleeblatt. Leprechauns sind kleine Wichteln, die sich als unübertreffliche Handwerker hervortun, die Erdschätze hüten, aber den Menschen auch gerne Streiche spielen. Um sich die Leprechauns milde zu stimmen, stellten die Iren ihnen Brot und Milch oder Bier unter den Holunder am Haus und erhielten als Dank schon mal die handwerkliche Hilfe der kleinen Wesen. Ob der Shamrock, wie der Klee auf Irisch heißt, ein Sauerklee oder ein Rotklee war, ist bis heute nicht geklärt. Wir berichteten darüber im Portrait über den Rotklee.

Nach einem Volksglauben musste der Kuckuck - Zaubervogel, Bote der Liebesgöttin und Symbol der Unsterblichkeit - Sauerklee fressen, um seine Stimme zu bekommen. Daher rühren Volksnamen wie Kuckucksbrot oder Kuckuckssalat.

Die Pflanze anders betrachtet

Der zarte Sauerklee ist eine wahrlich bewegte Pflanze, die mit ihren Blatt- und Samenbewegungen etwas Beseeltes, nach oben Strebendes zu besitzen scheint. Als Gegenpol ist er weit verzweigt mit der Erde verhaftet. Die erdnah wachsenden Laubblattblasen und geschlossen bleibenden kleistogamen Blüten bleiben zusammengekauert nahe der Erde hocken und scheinen sich ganz dem Seelenhaften zu verschließen. Erst mit den Blättern und normalen Blüten überwindet der Sauerklee das Gestaute der unteren Pflanze und öffnet sich. Mit dieser Geste ist er als Heilpflanze aufbauendes Vorbild für den menschlichen Organismus.