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Pestwurz (Petasites hybridus L.)

Synonyme:

Falscher Huflattich, Großer Huflattich, Lattichwurz, Neunblattkraft, Pestilenzwurz, Sonnedächle, Wasserklette, Wilder Rhabarber

Wissenschaftlicher Name:

Petasites hybridus L.

Familie:

Asteraceae (Korbblütler)

Heimat:

Europa und Nord- bzw. Westasien.

Inhaltsstoffe:

Ester von Sesquiterpenalkoholen (Petasin, Neopetasin, Isopetasin).

Beschreibung

Wer die Pestwurz sucht, sollte einen Bachspaziergang machen. Diese imposante, bis zu 60 Zentimeter hoch wachsende Pflanze steht am liebsten im Uferbereich von Gewässern. Zumindest lehmig-feucht sollte es sein. Mit ihrem nahen Verwandten, dem Huflattich, verbindet sie eine Besonderheit: Im März und April schiebt sich zuerst ein dicker hohler Stängel aus der noch winterblanken Erde, an dem die kleinen weißlich bis rosafarbenen Blütenköpfe (bestehend aus mehreren Einzelblüten) wie kleine Pinsel abstehen. Erst zum Ende der Blütezeit wachsen die runden bis herzförmigen Blätter, die unterseits grau-wollig sind und mit mehr als 30 cm Durchmesser zu den größten der hiesigen Flora gehören. Im Winter zieht sich die Pflanze in ihren dicken Wurzelstock zurück, der kriechend zusammenhängende Flächen bewächst und befestigt.

Verwendung

Die Pestwurz wirkt krampflösend und krampfstillend, schmerzlindernd, setzt den Tonus der glatten Muskulatur herab (spasmolytisch), ist vegetativ ausgleichend und beruhigend. Wegen dieser Eigenschaften helfen Zubereitungen der Pestwurz gegen Krampfhusten, Nackenschmerzen, Kopfschmerzen, Migräne, Herzbeschwerden durch Koronarspasmen, nervös bedingte Gallenbeschwerden, Funktionsstörungen im Magenbereich, Darmkrämpfen, Reizblase, Harnsteine und krampfartige Menstruationsbeschwerden. Besonders bei der Prophylaxetherapie der Migräne konnten erstaunliche Ergebnisse mit Pestwurz-Wurzelextraken erzielt werden. Ebenfalls gute Ergebnisse lassen sich mit Pestwurz bei der Heuschnupfen-Behandlung erzielen.

Wissenswertes

Der wissenschaftliche Name Petasites leitet sich von dem lateinischen Wort „petasus“ oder griechisch „petasos“ = großer, breitkrempiger Hut ab; möglicherweise ein Vergleich mit den großen Blättern, die manche Völker als Sonnenhut verwendeten. Ihren deutschen Namen erhielt die Pestwurz im Mittelalter, wo sie als Mittel gegen die Pest galt. Die schweißtreibende Wurzel sollte die todbringende Krankheit durch eine Schwitzkur vertreiben; ein Versuch, der nicht von Erfolg gekrönt war. Vielleicht linderten die frischen, auf Pestbeulen aufgelegten Blätter zumindest die Schmerzen. Bereits die Kelten verwendeten die Pestwurz zur Wundheilung. Die Slowaken waren von der heilkräftigen Wirkung der Pestwurz gegen Asthma, zur Austreibung von Würmern, bei Fallsucht und als harntreibendes, wundheilendes und hautreinigendes Mittel überzeugt und nannten sie „Neunkraftblatt“: Nach ihrem Volksglauben besaß das Blatt neun Adern mit neun Kräften gegen neun verschiedene Krankheiten.

Die Pflanze anders betrachtet

Die Pestwurz hat viele Besonderheiten: Die Blüten wachsen vor den Blättern und sehen mit dem dicken Stängel fast pilzartig aus; die Blätter sind extrem groß, und die Wurzel ist ausgeprägt fleischig. Die Wurzel hat einen Bezug zum Nervensystem, die großen Blätter der Pestwurz deuten hingegen auf eine Verbindung zur ausgleichenden Mitte des Menschen, in der unter anderem die Atmung steht. Blüten korrespondieren mit den Stoffwechselprozessen des Menschen. Wenn die Blüten vor den Blättern erscheinen, symbolisiert dies überschäumende Stoffwechseltätigkeit, die nicht ausgeglichen wird. Zum Ende der Blühperiode wachsen die extrem großen Blätter, als löschten sie die Hitze der Blüten. Zu alledem besitzt Pestwurz einen starken Bezug zum Wasser. Aus diesen Besonderheiten könnte man folgendes Bild der Heilpflanzenwirkung zeichnen: Eine frühzeitige Blüte korrespondiert mit übermäßigen Stoffwechselvorgängen, die ausgeprägte Wurzel mit Krampfzuständen im rhythmischen System des Menschen. Die Entzündungszeichen werden durch die großen Blätter und das kühlende wässrige Element gebremst und gemäßigt.