Löwenzahn (Taraxacum officinale Web. S. L.)
Synonyme:
500 bis 600 Synonyme des Löwenzahns sind bekannt. Hier eine Auswahl: Ackerzichorie, Bärenzahnkraut, Bettseicher, Butterblume, Kettenblume, Kuhblume, Laternenblume, Lichtli, Märzenbusch, Maienblume, Milchblume, Pfaffenblume, Pusteblume, Röhrlichtrut, Schmalzblümlein, Seicherwurzel, SonnenwirbelkrautWissenschaftlicher Name:
Taraxacum officinale Web. S. L.Familie:
Asteraceae (Korbblütler)Heimat:
Gesamte nördliche Hemisphäre.Inhaltsstoffe:
Bitterstoffe, Inulin, Flavonoide, Milchsaft mit Kautschuk.
Beschreibung
Löwenzahn, Löwenzahn, zünde Deine Lichtlein an. Lichtlein gelb und Lichtlein weiß, Lichtlein auf der Wiese. So besingen die Kinder ihren Liebling. Von März bis April prägen seine Blütenteppiche das Wiesengeschehen, erst leuchtend gelb, dann weiß von den Kugelköpfen aus fallschirmartigen Samenständen, den Pusteblumen. Wenn der Löwenzahn blüht, ist der Frühling gekommen! Die Köpfchen, deren Einzelblütchen allein aus Zungenblüten bestehen, öffnen sich dabei nur in der vollen Sonne, an trüben Tagen schließen sie sich. Weniger erfreut sind oftmals Rasenbesitzer über diesen mehrjährigen, milchsaftführenden Korbblütler. Die Wurzel wächst pfahlartig bis zu 50 Zentimeter tief und verankert die Blattrosette fest mit der Erde. Ausgrabversuche enden meist mit abgerissenen, tief im Grund verbleibenden Wurzelstücken, aus denen der Löwenzahn munter weiterwächst. Überhaupt ist diese kleine Blume ein anpassungsfähiger, sehr verschieden wachsender Überlebenskünstler, der überall gedeiht, wohin seine Samen fliegen - sei es in Asphaltrissen oder auf Dächern und in Mauerfugen.
Verwendung
Löwenzahn regt die Stoffwechselaktivitäten im Körper an. Er erhöht die Aktivität von Nieren sowie Leber und bessert das Allgemeinbefinden geschwächter Menschen. Wegen seiner entschlackenden Wirkung ist er Bestandteil von Frühjahrs- und Herbstkuren, kann einer Gallensteinbildung entgegen wirken und hilft bei Rheuma und Gicht. Völlegefühl und Verdauungsbeschwerden vermag er ebenfalls zu lindern.
Wissenswertes
Die Bedeutung des wissenschaftlichen Namens Taraxacum ist bis heute ungeklärt. Wahrscheinlich stammt das Wort aus dem arabischen Raum, wo der Löwenzahn bereits im 10. und 11. Jahrhundert schriftlich erwähnt wurde. Ein Erklärungsversuch leitet den Namen aus arabisch tarak = lassen und sahha = pissen ab, was die harntreibende Wirkung des Löwenzahns beschreiben würde. Der häufig bei Heilpflanzen zu findende Namenszusatz officinale vom französischen officine = Apotheke, Labor bezeichnet den medizinischen Einsatz der Pflanze. Als Heilpflanze fand der Löwenzahn erstmals nachweislich in der Renaissance bei dem Buchdrucker, Verleger und Buchhändler Johann Prüß (1447-1510) Erwähnung, eine ausführliche Beschreibung lieferte 1539 der Botaniker, Arzt und Prediger Hieronymus Bock (1498-1554) in seinem Hauptwerk „Das Kreütter Buch“. Darin beschreibt Bock neben den Heilwirkungen des Löwenzahns ein Schönheitswässerchen, das aus dem Kraut und der Wurzel des Löwenzahns hergestellt wurde. Die Frauen seiner Zeit verwendeten es gegen Sommersprossen und um die Haut zu klären. Der Milchsaft fand im Mittelalter Einsatz gegen Warzen und Augenentzündungen. Zusätzlich sollte ein Amulett mit sieben an Sankt Bartholomäus ausgegrabenen Löwenzahnwurzeln gegen Augenleiden schützen. Die chinesische Medizin setzt Augen und Leber in einen energetischen Zusammenhang, leberwirksame Heilpflanzen wie der Löwenzahn sollen deshalb gleichzeitig gegen Augenentzündungen helfen.
Die christliche Symbolik des Mittelalters sah im Löwenzahn und seinen sich weit verbreitenden Samen ein Gleichnis für die christliche Lehre und ihre Ausbreitung. Maria, Christus und Veronika sind auf vielen Gemälden zusammen mit dem Löwenzahn als Ausdruck der Vergänglichkeit dargestellt.
Mädchen orakelten früher mit den Pusteblumen: Sie pusteten kräftig die Samen weg. Die Anzahl der stehen gebliebenen Samen verriet ihnen, wie viele Jahre sie noch bis zu ihrer Hochzeit warten müssten. War der Blütenboden weiß, würden sie in den Himmel kommen, war er dunkel, erwartete sie die Hölle.
Löwenzahnblätter sind eine appetitanregende Zutat in Salaten und Käse. Die frischen Knospen lassen sich wie Kapern einlegen. Die getrocknete und gemahlene Wurzel ergibt einen Kaffeeersatz. Die Franzosen schätzen den Kulturlöwenzahn in der Küche. Er ist größer und weniger bitter als sein wilder Bruder.
Die Pflanze anders betrachtet
Der Löwenzahn ist nicht nur ungemein vital, sondern zudem unglaublich anpassungsfähig und wandelbar. Zum Beispiel gleicht kein Löwenzahnblatt dem anderen, jedes bildet sein eigenes Zähnchenmuster aus. Je nach Standort wächst der Löwenzahn gedrungen oder sich ausbreitend. In seinem Wesen und durch seine anregenden Bitterstoffe steht er in Beziehung zur Galle sowie zur Leber, die laufend Stoffe umwandelt und anpasst.