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Königin der Nacht (Selenicereus grandiflorus L.)

Synonyme:

Schlangencereus, Schlangenkaktus

Wissenschaftlicher Name:

Selenicereus grandiflorus L.

Familie:

Cactaceae (Kaktusgewächse)

Heimat:

Wüsten und Halbwüsten Mexikos, im Süden der USA, auf Kuba und Jamaika.

Inhaltsstoffe:

Die biogenen Amine Methyl- und Dimethyltyramin sowie Phenylethylamin, Flavonoidglykoside.

Beschreibung

Opernliebhaber kommen sicherlich nicht umhin, bei dem Namen dieser Heilpflanze an Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ zu denken. Die Königin der Nacht ist in diesem Fall aber keine in höchsten Tönen singende Rachekönigin, sondern vielmehr ein Kaktus, der abenteuerlich mithilfe von Luftwurzeln und Kletterdornen an Felsen und Wänden und manchmal an anderen Pflanzen hinaufwächst. Treffen die Luftwurzeln auf Boden, wandeln sie sich in echte Wurzeln um und ermöglichen dem Kaktus, eine eigenständige neue Pflanze zu bilden. Die Dornen, die auf den dünnen, vier- bis achtkantigen, oft schlangenartig wachsenden Ästen entlang der Kanten wachsen, sind übrigens nichts anderes als umgewandelte Blätter. Mit diesem Trick reduzieren Kakteen ihre Oberfläche und damit die Wasserverdunstung, die über Blätter am größten ist.

Doch Kakteen haben nicht nur ihre Blätter extrem reduziert. Auch Seitentriebe sind als solche nicht mehr erkennbar und zu kleinen, filzigen Polstern umgebildet, die direkt auf der Oberfläche der Äste sitzen. Aus diesen so genannten Areolen entwickeln sich die Dornen und große Blüten mit einem Durchmesser von 15 bis 27 Zentimetern, die sehr im Kontrast zur struppigen Kargheit der Königin der Nacht stehen. Außen sind die Blüten braungelb, zur Mitte hin ändert sich die Farbe über hellgelb bis weiß. Wahre Königinnen der Nacht sind diese Blüten. Sie sehen nicht nur imposant aus mit dem Kranz dornenförmiger Blätter, der sie wie eine Strahlengloriole umgibt. Ihren großen Auftritt haben sie zudem nur des Nachts, genauer genommen für eine einzige Nacht, an der sich die Blüte komplett öffnet und einen betörenden Vanilleduft verströmt. Angezogen von dem Duft besuchen die nachtaktiven Fledermäuse die Blüte, um den Nektar zu trinken, und sorgen nebenher für die Bestäubung. Aus den bestäubten Blüten entwickeln sich tomatengroße, rot bis gelblich gefärbte, für den Menschen essbare Früchte, die auch den Fledermäusen gut schmecken.

Verwendung

Eine aus der Königin der Nacht gewonnene Tinktur hilft bei funktionellen Herzrhythmusstörungen, Herzenge (Stenokardien), Altersherz und nach Herzinfarkt. Die Homöopathie setzt die als Cactus bezeichnete Zubereitung aus Königin der Nacht zusätzlich gegen Verdauungsbeschwerden mit Blähungen und krampfartigen Schmerzen sowie bei Periodenschmerz ein.

Wissenswertes

Der wissenschaftliche Name unseres Kaktus leitet sich vom griechischen selene = Mond und lateinischen cereus = Wachslicht sowie grandiflorus = großblütig ab. Wachslicht bezieht sich auf die abschnittweise kerzengerade Wuchsform der Stängel als auch auf ihre Brennbarkeit. Indigene Völker Nordamerikas nutzten sie, getrocknet und in Öl getaucht, als Fackeln.

Die Urbewohner Amerikas kannten die Königin der Nacht äußerlich angewendet als Mittel gegen Rheuma und juckende Hautausschläge, innerlich als Wurmmittel, gegen Blasenentzündungen oder Fieber. Christoph Columbus (1451-1506) brachte diese heilträchtige Pflanze von seinen mittelamerikanischen Entdeckungsreisen mit nach Europa, wo sie im Jahr 1586 der französische Arzt und Botaniker Jacques Daléchamps (1523-1588) in seiner „Historia Generalis Plantarum“ beschrieb.

In Europa verbreitete sich das Wissen um die Königin der Nacht als Heilpflanze ab 1864, als Rocco Rubini (1805-1886), italienischer Arzt und medizinischer Direktor des homöopathischen Krankenhauses Santa Maria della Cesarea bei Neapel, seine Untersuchungsergebnisse über die Königin der Nacht im „British Journal of Homoeopathy“ veröffentlichte.1 Er fand heraus, dass eine aus dem Kaktus gewonnene Tinktur krampflösend auf die Herzkranzgefäße wirkt und die Durchblutung des Herzens steigert. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich aus diesem Wissen ein so starkes kommerzielles Interesse, dass bei den darauf folgenden Ernteaktionen die Königin der Nacht stark gefährdet wurde. Zum Glück stellt seit dem 3. März 1973 das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen den Handel mit wild gewachsenen Exemplaren unter Schutz.

Wegen ihrer imposanten und duftenden Blüten liegt der Volksglaube nahe, dass ein Sud aus gekochten Blüten der Königin der Nacht Frauen für eine Nacht eine gehörige Portion Sinnlichkeit verleihen soll.

Die Kakteengesellschaften in Deutschland, Österreich und in der Schweiz erklärten übrigens die Königin der Nacht zum Kaktus des Jahres 2009.

Die Pflanze anders betrachtet

Die Königin der Nacht hat im WALA Heilpflanzengarten einen geschützten Platz im Gewächshaus. Für die WALA Arzneimittel verarbeiten die WALA Mitarbeiter des Pflanzenlabors junge Stängel sowie Blüten. Wenn sich eine Blüte öffnet, ist das wie ein Fest.