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Brechnuss (Strychnos nux-vomica L.)

Synonyme:

Brauntaler, Krähenaugen, Strychninbaum

Wissenschaftlicher Name:

Strychnos nux-vomica L.

Familie:

Loganiaceae (Brechnussgewächse)

Heimat:

Tropische Gebiete in Asien, Vorderindien, Ceylon, Java, Nordaustralien.

Inhaltsstoffe:

Strychnin, Brucin, Vomicin, verschiedene Nebenalkaloide.

Beschreibung

Mit der Brechnuss ist nicht zu spaßen. Der bis zu 25 Meter hohe immergrüne Baum mit runden, gestielten Blättern enthält in allen Teilen das tödliche Nervengift Strychnin. Junge Zweige dieses tropischen Baumes heben sich hellgrün gegen die schwarzgraue bis gelblichgraue Rinde des Baumstamms ab. Aus den grünlich weißen, bis zu einem Zentimeter breiten röhrenförmigen Blüten entwickeln sich orangerote Beeren mit einem Durchmesser von bis zu sechs Zentimetern. Sie enthalten, eingebettet in weißes, bitter schmeckendes und gallertartiges Fruchtfleisch, drei bis vier aschgraue, talerförmige Samen: die Brechnüsse. Die extrem harten, mit seidigen Haaren bedeckten Nüsse stehen unter starker Spannung. Wenn sie feucht werden, platzen die ein bis zwei Zentimeter großen Samen, die an Krähenaugen erinnern, explosionsartig an der Längskante auf und keimen aus. Brechnussbäume lieben trocken-heiße Standorte am Rand dichter, küstennaher Wälder.

Verwendung

Die Brechnuss ist ein gutes Beispiel für das homöopathische Prinzip, Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen. In Mengen ab 0,75 bis 3 Gramm bewirken Brechnüsse extreme Muskelkrämpfe, eine Lähmung des Zentralnervensystems und der Muskulatur, eine Atemlähmung führt schließlich zum Tod! Gering dosiert steigert die Brechnuss hingegen den Muskeltonus, regt die Atmung und den Kreislauf an. In potenzierter Form wirkt sie dann entspannend und entgiftend auf die Verdauungsorgane und das Nervensystem.

Samuel Hahnemann (1755-1843) zählte die homöopathisch aufbereitete Brechnuss - Nux vomica - zu den Polychresten, was so viel bedeutet wie „zu vielem nützlich“. Für Nux vomica sind mehr als 7300 Einzelsymptome genannt, bei der die Brechnuss-Zubereitung helfen soll. Besonders gut wirkt die potenzierte Brechnuss, wenn Dauerstress, Zeitdruck, Leistungsdruck oder Schlafmangel auf den Magen schlagen.

Wissenswertes

Brechnüsse sind geruchlos, schmecken dafür aber bitter, scharf und übelkeitserregend. Das erklärt den deutschen als auch wissenschaftlichen Namenszusatz nux-vomica von lateinisch nux = Nuss und lateinisch vomicus = Brechreiz erregend. Die Namensgebung indes ist verwirrend, da die Nüsse nur selten Erbrechen auslösen. Die wissenschaftliche Bezeichnung Strychnos stammt ebenfalls aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „eine Sippe der Nachtschattengewächse“. Diese botanisch falsche Zuordnung könnte sich dadurch erklären, dass man die Wirkung von Brechnüssen als ähnlich empfand wie die der Nachtschattengewächsen, zum Beispiel der Tollkirsche. Bereits vor mehr als tausend Jahren war die Brechnuss der arabischen Medizin als nützliche Heilpflanze bekannt. Sie diente zudem als Grundlage eines Pfeilgiftes. Im 15. Jahrhundert kam die Nuss auf den Handelswegen aus Südostasien nach Europa, wo man sie gegen die Pest einsetzte, im 17. Jahrhundert als Hilfe beim Fischfang und als wirksames Gift gegen unliebsame Tiereindringlinge wie Ratten und Mäuse. Die indische und chinesische Medizin setzt die Brechnuss gegen Appetitlosigkeit, Muskelschwäche oder -lähmungen, Schmerzen oder Fieber, zur Förderung der Blutzirkulation, gegen Menstruationsprobleme, zur Potenzsteigerung sowie gegen Cholera und Tollwut ein. In Nepal konsumieren die Sadhus ein Rauschhanfgemisch namens Bhang, das Brechnuss enthält. Sadhus sind Asketen, die dem weltlichen Leben entsagt haben und sich wie ihr Vorbild Shiva die langen Haare zu einem Berg auf dem Kopf auftürmen. Den Bhang rauchen oder essen sie zur Vertiefung ihrer Meditation, um in die spirituelle Nähe ihres Gottes Shiva zu gelangen. Auch in den traditionellen orientalischen Fröhlichkeitspillen ergänzt die Brechnuss die euphorisierende und aphrodisierende Wirkung. Von Experimenten mit derlei Mischungen ist allerdings dringend abzuraten, da die geringste Überdosierung tödlich ausgehen kann!

Noch heute gewinnt man aus den Brechnüssen Strychnin, das sich übrigens wegen seines extrem bitteren Geschmacks entgegen der Phantasie einiger Kriminalautoren nicht sehr gut für Morde eignet. Hingegen ergibt Strychnin wohldosiert ein heute verbotenes Dopingmittel, da es in geringer Dosierung Muskelkrämpfe verhindert. Das machte sich 1904 der US-amerikanische Leichtathlet Thomas J. Hicks (1875-1963) zunutze, der mithilfe vom Strychnin bei den Olympischen Spielen den Marathonlauf gewann.

Und warum ist der Brechnussbaum so giftig? Eine nahe liegende Antwort, die Pflanze schütze sich damit gegen unliebsame Fressfeinde, ist umstritten. Einerseits zeigen Untersuchungen an zum Beispiel Tabak, dass die Pflanze den Gehalt des Alkaloids Nicotin steigert, wenn sie verletzt wird. Andererseits lässt sich beobachten, dass alkaloidhaltige Pflanzen genauso häufig von diversen Tieren und Pilzen angefressen und besiedelt werden wie giftfreie. Manchen Tieren munden sogar die Brechnüsse. Die in den Tropen Asiens und Afrikas beheimateten Nashornvögel ernähren sich unter anderem von ihnen.