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Johanniskraut (Hypericum perforatum L.)

Synonyme:

Blutkraut, Hartheu, Jesuswundenkraut, Johannisblut, Konradskraut, Wundkraut

Wissenschaftlicher Name:

Hypericum perforatum L.

Familie:

Hypericaceae (Hartheugewächse)

Heimat:

Ursprünglich aus Europa/Sibirien. Weit verbreitet von Mittelsibirien bis China und Nordafrika. In Ostasien, Nord- und Südamerika, Australien und Neuseeland eingeschleppt.

Inhaltsstoffe:

Ätherische Öle, Flavonoide, Harze, Gerbstoffe, Hypericin.

Beschreibung

An den Tupfen erkennt man es sofort: Hält man Blüten des Johanniskrauts gegen das Licht, wird man viele helle kleine Punkte gewahr: Sekretbehälter, die eine Flüssigkeit aus ätherischen Ölen und Harz enthalten. Zerreibt man die goldgelben Blüten zwischen den Fingern, verfärben sie sich blutrot, der charakteristischen Farbe des Johanniskrautöls. Dieser wundersame Farbumschlag entsteht dadurch, dass Licht und Sauerstoff Inhaltsstoffe der Blüten zersetzen. Die mehrjährige Johanniskrautpflanze wird bis zu 90 cm hoch. Die reich verzweigten, verholzten Stängel sind von Mai/Juni bis August/September über und über mit den fünfstrahligen Blüten übersät. Zu finden ist diese ölreiche Pflanze, deren Blätter auch dicht von Öldrüsen überzogen sind, an Wegrändern, Dämmen, Feldrainen, in lichten Wäldern und Gebüschen, am liebsten in der vollen Sonne, die sie für ein üppiges Wachstum benötigt.

Verwendung

Paracelsus war von der wundheilenden, antiseptischen und ausleitenden Wirkung des Johanniskrautes überzeugt. Er sah in der porenähnlichen Durchlöcherung der Blätter, dass die Pflanze bei allen offenen Stellen der Haut, sowohl innerlich als auch äußerlich, eine Hilfe sei und auch hilft, etwas über die Poren auszuscheiden.

In der Tat regt Johanniskraut die Blutzirkulation an und trägt Aufbau- und Ernährungsprozesse bis in die Nerven- und Sinnessphäre hinein.

Mit seinen beruhigenden, schmerzlindernden und wundheilenden Eigenschaften hilft es nicht nur bei Witterungsschäden, Schrunden und Reizungen der Haut, die mit Rötungen einhergehen, sondern auch bei leichten Verbrennungen. Einreibungen mit dem charakteristischen Rotöl helfen bei Nervenschmerzen, Rheuma, Hexenschuss und Verstauchungen. Zur Stimmungsaufhellung wird das Johanniskraut innerlich bei Depressionen eingesetzt. Auch das Bettnässen, das meist seelische Ursachen hat, kann damit behandelt werden.

Photosensibilisierung?

Immer wieder wird von der Photosensibilisierung durch Johanniskraut gesprochen: Tatsächlich reagiert die Haut nach seiner innerlichen Anwendung stärker auf Sonneneinstrahlung. Das konnte man jedenfalls bei Tieren beobachten: Bei Weidetieren mit heller Haut, die viel Johanniskraut gefressen hatten, fand man Hautausschläge und Bläschenbildungen. Beim Menschen konnten solche Effekte, wenn überhaupt, dann erst nach einer drastischen Überdosierung mit Johanniskraut-Präparaten erreicht werden. Dieser Effekt tritt nur sehr selten auf, wenn Johanniskraut äußerlich, zum Beispiel als Öl angewendet wird. Hier hilft es, im Gegenteil, ja sogar bei der Nachbehandlung von Sonnenbrand beruhigend auf die Haut.

Wissenswertes

Der Name Hypericum soll daher rühren, dass man durch die hellen Sekretbehälter der Blätter ein Bild sehen, also hindurchschauen kann (griechisch hyper = über, ericos = Bild).

Um das Johanniskraut ranken sich viele Legenden. Eine davon besagt, dass es aus dem Blut Johannes des Täufers hervorgegangen sein soll, nach einer anderen Version soll Johannes unter dem Kreuz Christi die vom Blut des Erlösers getränkte Pflanze gesammelt haben. Die daraus entstandene Namensgebung Johanniskraut wurde maßgeblich dadurch unterstützt, dass die Ärzte und dienenden Brüder des Johanniterordens, deren Namenspatron Johannes der Täufer ist, Hypericum schon zur Zeit der Kreuzzüge besonders gerne zur Wundbehandlung einsetzten.

In seiner Wut über die außerordentliche Heilkraft soll der Teufel mit einer Nadel über das Kraut hergefallen sein und es tausendmal durchlöchert haben. Für diese Legende sprechen die vielen schwarzen Punkte der Öldrüsen auf den Blättern die, hebt man sie gegen das Licht, wie Nadelstiche aussehen.

Den roten Saft, der beim Zerreiben der Blüten hervorquillt, deuteten man bei den germanischen Völkern als Blut des Sonnengottes Baldur, der sich immer zur Zeit der Sonnenwende der Erde opferte. Das Johanniskraut gibt sich wie keine andere Pflanze der Sonne hin und gehört zu den magischen Pflanzenwesen der Sommersonnenwende. Wenn sie zu Johanni (24. Juni), drei Tage nach der Sonnenwende, in schönster Blüte steht und die volle Kraft der Sommersonne in sich trägt, soll sie am heilkräftigsten sein. Jetzt hat das Licht seinen Höhepunkt erreicht, und die Sonne hält Hoch-Zeit mit der Erde. Zu Ehren dieses Tages der Verbindung des Lichtes mit der Erde, des Geistes mit der Materie, feierten die Menschen seit Urzeiten große Feste. Dieser Tradition folgend kann man bis heute die Sonnwendfeuer in der Sonnenwendnacht leuchten sehen.

Wegen seiner Fähigkeit, Dämonen zu verjagen, wurde das Johanniskraut auch als fuga daemonum (Jageteufel) bezeichnet und an die Türen und Fenster der Häuser und Ställe gesteckt, um Gewitter und Behexung fernzuhalten.

Übrigens eignet sich ausgekochtes Johanniskraut auch zum Färben von Textilien, es entsteht dabei ein gelber bis gelbgrüner Farbton.

Die Pflanze anders betrachtet

Die leuchtendgelben Blüten des Johanniskraut, die sich auf geraden Stängeln der Sonne entgegenrecken, tragen am meisten Inhaltsstoffe, wenn die Sommersonnenwende gekommen ist. Sein sonnenhaftes Wesen scheint sich darin auszudrücken. In strengem Gegensatz zu der üppigen Blütenfülle steht das trockene, harte Holz des Johanniskrauts. Was sich zwischen Blüte und Spross befindet, hat die Tendenz, sich zusammenzuziehen, zu vertrocknen. Ein Formungscharakter findet hier seinen Ausdruck, der zu sehr sich im Flusse Befindliches zur Ordnung ruft.

In diesem Spannungsfeld drücken sich die vielseitigen Heilwirkungen dieser alten heilkräftigen Pflanze aus. Als Lichtpflanze vertreibt sie die Düsternheit im Menschen, hilft innerlich so bei depressiven Verstimmungen, äußerlich bei Sonnenbrand. Als Ordnerin unterstützt sie den Organismus bei allen Aufbauprozessen der Nerven-Sinnes-Organe, sei es als Wundmittel oder bei depressiven Verstimmungen.