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Enzian (Gentiana lutea L.)

Synonyme:

Bergfieberwurzel, Bitterwurzel, Gelber Enzian, Jänzene, Jäuse, Sauwurz, Zergang, Zinzalwurz.

Wissenschaftlicher Name:

Gentiana lutea L.

Familie:

Gentianaceae (Enziangewächse)

Heimat:

Auf Kalkböden der Alpen, südlichen Mittelgebirge und Gebirge Südeuropas.

Inhaltsstoffe:

Bitterstoffe, hauptsächlich Gentiopikrin und Amarogentin, ätherisches Öl.

Beschreibung

Wer an Enzian denkt, sieht in der Regel kleine blaue Blüten vor sich. Die als Heilpflanze verwendete Art Gentiana lutea blüht jedoch goldgelb und überragt, ganz anders als viele ihrer blauen Verwandten, die sich klein an gebirgige Felsen schmiegen, mit der stattlichen Größe von bis zu 1,80 Meter Höhe die Bergwiesen. Früher war die kräftige Pflanze mit ihren großen, stark geäderten Blättern am hohlen Stängel und imposanten, radförmig angeordneten Blütenständen für die Bergbauern ein lästiges Unkraut. In ihrer Ausrottung waren sie so erfolgreich, dass der Gelbe Enzian heute unter strengem Naturschutz steht. Die mehrjährige Pflanze blüht erst im betagten Alter, in der Regel nach 5 bis 7 Jahren, manchmal erst nach 10 Jahren, dann in der Zeit von Juli bis August. Sie verbindet sich mit der Erde über einen langen, kräftigen Wurzelstock, der bis zu 7 kg schwer werden kann.

Verwendung

Arzneilich verwendet wird die Enzianwurzel, die große Bedeutung wegen ihrer Bitterstoffe besitzt und bei einer Vielzahl von Magen-Darm-Problemen hilft. So wird sie bei Appetitlosigkeit, Magenschwäche mit mangelnder Magensaftsekretion, Störungen der Magenentleerung, Blähungen sowie Krampf- und Erschlaffungszuständen des Magens und Darms sowie gestörter Gallesekretion eingesetzt.

Wissenswertes

Dem illyrischen König Gentius (gest. 167 v.Chr.) soll der Enzian seinen Namen verdanken: Gentius habe den Enzian entdeckt und gegen die Pest empfohlen. Der im Gelben Enzian enthaltene Bitterstoff Amarogentin ist der bitterste bekannte Naturstoff. Bergbauern der Alpenregionen legten sich gegen geschwächte, schwitzende Füße Enzianwurzel in die Schuhe. In der Tiermedizin wird der Gelbe Enzian auch Fresslust-Pulver genannt. Der Name spricht wohl für sich. Auch in der Mythologie spielte die Enzianwurzel eine große Rolle. Sie wurde im Mittelalter für zahlreiche Beschwörungen und Rituale verwendet und oft anstelle der damals sehr teuren Alraune eingesetzt. Gemeinhin gilt der Gelbe Enzian als Symbol für Kraft und Stärke. So heißt es in Tirol: Wia die Enzianwurz is koani so stark.

Die Pflanze anders betrachtet

Seine mächtige, dem Vegetativen, Flüssig-chemischen verbundene Wurzel scheint den Enzian bis in die Blüten hinein zu dominieren: Blätter und Blüte des Gelben Enzians sitzen dicht am Stängel an, die Blätter sind wenig differenziert. Die ersten Blüten erscheinen erst nach 5 bis 10 Jahren. Die Wurzel selber vereint in sich starke Bitterkeit mit einem hohen Zuckeranteil, letzteres eine Eigenschaft, die man sonst in den Blüten findet. Die drei Organe Blüte, Blatt und Wurzel stehen so in engem Kontakt zueinander, bilden eine Einheit. Dies entspricht im Menschen dem Prinzip der Leber: Auch sie ist wenig gegliedert und den flüssig-chemischen Prozessen verhaftet. So versteht sich, dass der Gelbe Enzian auf den Leberstoffwechsel wirkt und bei Verdauungsstörungen hilft.